Einer der höchsten Mittersiller Hausberge hat nach 40 Jahren ein neues Gipfelkreuz bekommen, das Glauben, Tradition, Naturliebe und Hightech miteinander verbindet.
Mittersill
Wenn die Sonne richtig steht, funkelt es auf der Spitze des Hörndls, dem imposanten Gipfel, der die meiste Zeit des Jahres mit seinen weiten Schneefeldern den Blick von Mittersill nach Süden ins Felbertal prägt. Es ist kein Stern und Gottseidank kein Notsignal, das da auf 2.852 Meter Seehöhe leuchtet, sondern das vor Kurzem aufgestellte neue Gipfelkreuz.
Vor 40 Jahren errichteten die Naturfreunde Mittersill auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Walter Reifmüller und unter Obmann Helmut Erlach gemeinsam mit Helfern das erste Kreuz auf diesem Gipfel. Ein Holzkreuz. Das glänzte zwar nicht, aber in den ersten Jahren seiner Gipfelwacht blinzelte das (noch) helle Lärchenholz zur Felbertauernstraße hinunter und lockte damit auch weltbeste Bergsteiger an: Rainhold Messner schrieb Mitte der 1980er-Jahre ins Hörndl-Gipfelbuch, dass er bei der Durchfahrt Richtung Südtirol das Kreuz gesehen habe und herauf wollte. Wie es sich für den „Mister 8.000“ gehörte, natürlich nicht auf normalem Weg, sondern direttissima.
Einst war die Stromleitung der knisternde Wegweiser.
Auch das Finden des Weges bergab nach der Gipfelmesse zur Einweihung des ersten Kreuzes im Juli 1982 war eine Herausforderung. Regen, Wind und Kälte ließen die 22 Feiernden bibbern und den damaligen Mittersiller Pfarrer Richard Schwarzenauer eine sehr kurze Predigt halten. Beim Abstieg im Nebel halfen die Masten der Stromleitung über den Tauern als knisternde Wegweiser zur St. Pöltner Hütte, wo die Hüttenwirtsleute bereits auf den durchnässten Trupp warteten.
An den damaligen Wirt Helmut Strohmaier, der mit viel Idealismus und (von Windkraft bis Solarkocher-)Kreativität über 40 Jahre die St. Pöltner Hütte betreute, wurde bei der Segnungsfeier des neuen Kreuzes am 24. Juli gedacht. So wie an seine Frau Gitta, den Hörndlkreuz-Nummer-Eins-Aufsteller Ernst Rieder und an weitere verstorbene Bergfreunde wie den Bergwegmacher und unermüdlichen Markierer Franz Pertl sowie an den langjährigen Alpenvereinsobmann Franz Neumayr.
Eine Abordnung der Alpenvereinssektion Oberpinzgau war ebenfalls zur Kreuzfeier auf das Hörndl gestiegen und bekräftigte damit das seit Jahren konstruktive wie herzliche Miteinander der beiden Mittersiller Bergvereine Naturfreunde und Alpenverein.
Die Gipfelkreuze gelten als Star unter ihresgleichen
Im Wortgottesdienst vor der Segnung des Kreuzes predigte der Prior des Europaklosters Gut Aich bei St. Gilgen, Benediktinerbruder Thomas Hessler, über die Verklärung Jesu am Berg Tabor. Die Bibelstelle passte sehr gut zur Gipfelszenerie am Hörndl: „Sein Antlitz strahlte wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht“, las Bruder Thomas aus dem Evangelium vor, und das 2,80 Meter hohe Gipfelkreuz aus Edelstahlblech assistierte ihm dabei, die Größe des Augenblicks und das Strahlen von Gottes Wirken in der Welt anschaulich zu machen.
Nicht umsonst gelten die Gipfelkreuze als die Stars unter den Kreuzen. Was Exklusivität und Prominenz des Standorts betrifft, können es Kirchturmkreuze noch mit ihnen aufnehmen – ansonsten, egal ob im Herrgottswinkl, am Friedhof, Wegesrand oder anderswo, alles kein Vergleich zu den Kreuzen dort, wo Erde und Himmel sich am nächsten sind.
Ein großer Dank an die Helfer und Sponsoren
Mit dem neuen Hörndl-Gipfelkreuz ist aufgrund der damit gelungenen Verbindung von Tradition und Hightech ein echter Star in diese Runde dazu gekommen. Naturfreunde-Obfrau Theresia Pfeiffer bedankte sich auf dem Gipfel bei den anwesenden Meisterhandwerkern vom Felberschmied, Firma Christian Neuschmid, die mit ihrer Laserschneidanlage die Teile des Kreuzes zugeschnitten und danach gekantet, zusammengeschweißt, geschliffen und poliert haben. Den Plan für das Schmuckstück berchnet, konstruiert und 3D-gestaltet hat mit modernster Technik das Naturfreunde-Vorstandsmitglied Jörg Moosbrugger.
Als guter (Berg-)Geist über dem ganzen Projekt stand Harald Millgrammer, der Mittersiller Doyen für Bergsport und Alpinismus. Er war schon vor 40 Jahren beim ersten Kreuzaufstellen an vorderster Stelle dabei und sorgt sich seither auch – „großzügig finanziell unterstützt von der Sparkasse Mittersill“ wie er sagt – mit seinen Wegmacher-Kollegen um eine sichere Routenführung auf das Hörndl.
Als früherer Musikant wusste Hari auch um die Bedeutung einer musikalischen Umrahmung für die Einweihungsfeier und organisierte ein Bläser-Quartett: die bunt zusammengewürfelte Runde spielte ein harmonisches Programm passend für die Segnungsfeier am Gipfel, den Hüttenabend davor und den Frühschoppen danach auf der St. Pöltner Hütte. Die Feierrunde strahlte mit dem Gipfelkreuz um die Wette. Passend zum Schiller-Spruch, der das alte wie das neue Kreuz schmückt: „Auf den Bergen ist Freiheit!“
Naturfreunde
Wolfgang Machreich